Fribourg: Rönnberg kommt auf dünnes Eis

01.09.25 - Von Urs Berger

Der Dom in Fribourg hat schon Einiges erlebt. Das zwischen 1283 und 1490 erbaute Wahrzeichen der Stadt würde sich sicher über eine weitere Feier in seiner Stadt freuen. Die Frage ist indes, ob der neue Trainer Roger Rönnberg den Meistertitel nach Fribourg holen kann. Denn sein Gegenspieler ist kein geringerer als der Drache aus dem Galterntal. Dieser verbrannte schon manchen Trainer an der Bande.

Eigentlich wäre es dem Titelhalter des letztjährigen Spengler Cups zu gönnen, wenn sie ebenso in der Schweizer Meisterschaft an den grossen Pokal kommen könnten. Jedoch liegt etwas Mythisches über der Stadt, welche dies noch nie tun konnte. Diese Saison, so glaubt wenigstens Neocoach Roger Rönnberg wie auch Sporchef Gerd Zenhäusern, könnte dieses Vorhaben gelingen. Oder wenigstens in der nahen Zukunft. Doch der mächtigste Gegenspieler aus dem Galterntal hat meistens etwas dagegen. Nicht umsonst ziert der Drachen die Trikots von Gottéron. Ob sich dies Roger Rönnberg auch bewusst ist und in seiner taktischen Schablonen berücksichtigt? Denn der Funke des Drachens springt schneller vom Drachen auf die Zuschauer über, als der neue Trainer in Fribourg reagieren könnte. Aus diesem Gesichtspunkt könnte seine Verweildauer bereits im Dezember beendet sein. Es braucht wenig schiefzulaufen und die Fans werden ihn trotz seines grossen Palmarès in die Wüste geschickt wünschen. Zusammen mit Gerd Zennhäusern. Denn ein potenzieller Ersatz stände bereits an der Bande – Lars Leuenberger.

Im Tor ist Reto Berra als Nummer eins gesetzt. Mit seiner stoischen Ruhe, die der Fassade des Doms St. Nikolaus ähnelt, versteht der Routinier auch heikle Situationen zu beschwichtigen. Doch hie und da weist auch er Risse in seinem Spiel auf. Die Frage, die sich stellt, ist, ob Rönnberg auch auf Rotation im Tor setzt oder Berra zu viel spielen lässst. Diese Gratwanderung bei 52 Spielen und dem Spengeler Cup kann nur gelingen, wenn er dem zweiten Mann im Tor, Loic Galley, oder den von den Anaheim Ducks gezogenen Elija Neuenschwander auch Auslauf und Einsätze zugesteht. Vor allem Letzterer, zuletzt eine Liga tiefer an Chur geliehen, will sich sicher zeigen und verbessern. Da kann es für Galley sehr eng werden überhaupt spielen zu können. Was zu Unruhe im Team führen kann.

In der Verteidigung sind mit Andrea Glauser, Patrik Nehmet und Michal Kapla ausgezeichnete Spieler gekommen. Dabei ist Glauser wie ein Domstein, der solide, unscheinbar und tragend die Mauer um seine Torhüter bauen wird. Mit seinem offensiven Flair kann er zudem den Angriff ankurbeln und verstärken. Für die Gegner wird es unangenehm, wenn sie auf den strengen Wächter der Verteidigung stossen. Patrick Nemeth scheint nur auf den ersten Blick unbeweglich zu sein. Doch mit seiner kompormisslosen Arbeit und seinem guten Auge für den öffnenden Pass stellt er so manchen Gegenspieler unter Druck. Mit dem US-Amerikaner Michael Kapla konnten die Drachen einen weiteren Maurer in der Verteidigung zu holen. Unauffällig, fast wie eine kleine Skulptur, leitet er die Verteidigung und räumt alles weg was in seinem Wege steht.

Mit Benoit Jecker und Yanick Rathgeb wird die Verteidigung kompletiert. Der Feuerkopf der Drachen ist dabei Rathgeb. Oft verliert er in hitztigen Kämpfen sein Temperament und neigt dabei zu unnötigen Strafen. Kann diese Rönnberg abstellen oder wandert er, wie in der vergangenen Saison, vermehrt auf der Tribüne? Wenn ja, wäre er ein Transferkanditat mitten in der Saison. Also Augen auf wie Rathgeb spielt und ich sage dir ob Rönnberg wirklich ein guter oder grosser Trainer im Tal des Drachen sein kann. Denn auch Benoit Jecker kann in die gleiche Kategorie eingeordnet werden. Wenn das Eigengewächs ins Stottern kommt, dann wird es schwer werden um aus der Krise zu kommen.

Der Sturm wird von Captain Gottéron Julien Sprunger angeführt. Auch mit seinen 39 Jahren ist der schnelle Flügelstürmer nicht erlahmt. Jedoch nagt auch der Zahn der Zeit an ihm. Wie am Dom sieht man den einen oder anderen Riss in seinem Spiel. Wenn er aber spielt und einen guten Tag hat, so ist seine Feuerkraft oft das entscheidende Puzzlestück zum Sieg. An seiner Seite dürfte der pflegeleichte Christoph Bertschy seine Position haben. Er ist ein Antreiber, geht mit Wucht und Kraft in das Spiel und weiss, wie man jeden Abend brillieren kann ohne zu brillieren. Etwas, das selten in einem Schweizer Spieler zu finden ist. Das Gleiche kann auch Samuel Walser von sich behaupten. Wieso nicht eine Linie mit diesen drei und die Ausländer Fraktion der Schweden in eine Formation? Das wäre nicht nur ein cleverer Schachzug für Rönnberg, sondern auch die Entstehung zweier klarere dominierender Linien. Sie würden wie der Dom die Skyline von Fribourg dominieren.

Mit ihrer Feuerkraft können Marcus Sörensen, Lucas Wallmark und Jacob de la Rose Wucht und Feuerkraft in das Spiel bringen. Der Drache würde dann in schöner Regelmässigkeit das gegnerische Tor mit ihren Treffern zum Glühen bringen. Leider hat diese Linie auch ein kleines Problem. Wer verteidigt, wenn diese drei hinter dem gegnerischen Tor sind, oder einen schlechten Pass spielen? Dann züngelt die Flamme auf einmal im Tor Reto Berras anstelle im Gegnerischen.

Mit Nathan Marchon und Sandro Schmid sind zwei Messdiener im Kader, welche klaglos jede Position im Sturm spielen können. Mit viel Energie, Bewegung und Eifer schliessen sie die Lücken der dritten Linie. Dazu Attilio Biasca, Julien Rod oder Jan Dorthe als Kerzen im Dom, welche noch jung sind, flackernd aber dennoch zu einer grossen Flamme entfacht werden können. Wenn sie denn von Rönnberg wirklich genügend Eiszeit erhalten. Dies gilt auch für die in der Verteidigung agierenden jungen Spieler Maximilian Streule, Alessio Guignard und Ludvig Johnson. Besonders letzterer braucht viel Vertrauen vom Trainer. Denn der von den Utah Mammoth ausgewählt Verteidiger möchte sich für die NHL aufdrängen.

Es bleibt daher die Frage, ob der neue Trainer wirklich Fribourg beim «Glockenwechsel» vom ewigen Underdog zum Meisterkandidaten führen kann. Der Schwede kommt mit grossen Worten und klaren Schablonen. Doch in Fribourg gilt: der Dom steht, aber der Drache liebt keine starren Pläne. Rönnberg will alles engmaschig, taktisch, kalt und diszipliniert. Gottéron lebt aber vom Instinkt, vom Feuer, vom plötzlichen Aufbäumen. Deshalb liegt über dieser Saison ein grosses Fragezeichen: Hält Rönnberg länger durch als bis Dezember – oder spuckt der Drache ihn wieder aus? Wenn diese Frage abschliessend beantwortet ist und Rönnberg auch am Spengler Cup an der Bande stehen wird, dann kann Fribourg den nächsten Schritt machen.

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