Egli: Von Tribüne ins Rampenlicht

19.05.25 - Von Martin Merk

Der neu in Schweden spielende Dominik Egli hat sich bei der diesjährigen Weltmeisterschaft vom überzähligen Spieler auf der Tribüne zum spielbestimmenden Verteidiger und Torschützen beim 10:0-Erfolg gegen Ungarn entwickelt.

Zu Beginn des Turniers fand sich Egli zunächst in der Rolle eines Ersatzspielers wieder. Er wurde während des Turniers als 22. Feldspieler registriert und nahm damit die letzte Position im Kader ein. (Nino Niederreiter kommt noch hinzu, wird jedoch als Ersatz für Nico Hischier im bereits vollen Kader gemeldet.)

Anstatt sich entmutigen zu lassen, nahm Egli diese Herausforderung als Ansporn: «Positiv bleiben, hart trainieren, positive Energie geben in der Garderobe und immer daran glauben, dass man seine Chance erhält.» Diese Einstellung hat sich ausgezahlt.

Der von Davos nach Göteborg gewechselte Verteidiger, dessen anfängliche Abwesenheit unter den gemeldeten Spielern Einige überraschte, hat sich seinen Platz erkämpft und drehte just dann auf, als mit Jonas Siegenthaler einer der prominentesten Verteidiger geschont wurde. Drei seiner Weitschüsse gingen beim 10:0-Sieg gegen Ungarn ins Tor – bei zwei davon wurde er selbst als Torschütze geführt.

«Ich versuchte in meiner Eiszeit richtig zu spielen, wie wir es uns vorgenommen haben», sagte Egli in den Minuten nach der Schlussirene. «Ich hatte nicht die Hoffnung, dass ich Tore schiesse. Ich wollt einfach, wenn ich Eiszeit habe, geradlinig spielen und tun was von mir erwartet wird. Aber es ist schön, wenn man Tore schiessen kann und der Mannschaft so helfen kann.»

Erfahrungen in Schweden als Schlüssel zur Entwicklung

Ein wichtiger Baustein für Eglis Fortschritt war seine Zeit in der schwedischen Hockeyliga (SHL), wo er seit letztem Herbst beim schwedischen Erfolgsclub Frölunda HC in Göteborg spielt. Diese Erfahrung hat ihn nicht nur spielerisch, sondern auch persönlich wachsen lassen: «Ich konnte mich spielerisch weiterentwickeln und auch als Person. Die schwedische Liga ist defensiver. Ich konnte sicher in der Defensivzone Fortschritte machen und möchte in meiner zweiten Saison weiter Fortschritte machen.» Besonders die defensiven Anforderungen in Schweden stellten für Egli eine Herausforderung dar, die er jedoch mit Begeisterung annahm: «Für mich war es ein perfekter Test, wo ich stehe in der Defensivzone, auch körperlich, weil ich nicht der Grösste und Stärkste bin. Es war die richtige Entscheidung.»

Neben der defensiven Stärke lobt Egli auch die neuen Eindrücke, die er in Schweden sammeln konnte: «Es ist cool, in einer neuen Liga zu zeigen, was man kann und etwas Anderes zu sehen. Auch in einer Liga, die anders strukturiert ist und das in einem Club wie Frölunda. Die Liga ist defensiv härter als unsere Liga, dafür gibt es in der Schweiz die besseren Einzelspieler.»

Fokus auf morgen

Bei der WM hat Egli mittlerweile eine feste Rolle gefunden und zeigt, dass er nicht nur defensiv überzeugt, sondern auch offensiv Akzente setzen kann.

Im Blick auf das nächste Gruppenspiel gegen Kasachstan betont Egli die Wichtigkeit von Konstanz und Teamarbeit: «Wir müssen weiter an unserem Spiel arbeiten, wie gegen Ungarn 60 Minuten unser Hockey spielen, Konstanz zeigen und uns steigern. Kasachstan ist kein Gegner, den man unterschätzen darf. Sie sind physisch stark. Wenn wir das richtige Spiel aufziehen, können wir ein gutes Gefühl ins Viertelfinale mitbringen, wo es einen härteren Gegner geben könnte.»

Allzu weit nach vorne möchte er aber noch nicht schauen, auch wenn es natürlich gerade für ihn als SHL-Spieler spektakulär wäre, im Halbfinalweekend in Stockholm auf Schweden zu treffen.

«In Schweden gegen Schweden wäre ein Highlight. Wir haben noch eine Rechnung offen von 2018, aber wollen nicht zu weit nach vorne schauen», sagte Egli. «Zuerst schauen wir auf Kasachstan.»

Die schwedische Sprache hat er gelernt, auch wenn er mehr versteht als spricht. «Aber ich könnte mich durchschlagen», so Egli. Sollte es mal gegen Schweden Trash Talk geben, wäre er einigermassen gerüstet.

Ein Schritt nach vorne fürs internationale Hockey

Egli hat in den letzten Monaten bewiesen, dass er in der Lage ist, sich an höhere Anforderungen anzupassen und seine Fähigkeiten stetig zu verbessern. «Gerade fürs internationale Hockey konnte ich einen Schritt vorwärts machen,» erklärt er nach seinem ersten Jahr in Göteborg. Insbesondere die intensiveren Zweikämpfe und die härtere Spielweise in Schweden haben ihm geholfen, sich weiterzuentwickeln und hob dabei hervor, wo er die meisten Fortschritte erzielte: «In der Defensivzone, auch weil es defensiv härter ist in der Liga mit mehr Zweikämpfen an der Bande und das Spiel härter ist. In der Schweiz hat man etwas mehr Zeit und Freiheiten. Defensiv kann ich sicher noch einen Schritt machen und geradlinig spielen und wenn ich die Freiheiten habe an der blauen Linie auch etwas nach vorne kreieren.»

In seiner ersten Saison kam Egli in 50 Spielen auf 7 Tore und 16 Assists, den zweithöchsten Wert aller Frölunda-Verteidiger hinter dem in der Schweiz bestens bekannten Henrik Tömmernes, und einer +3 Bilanz (34:31). Im Schnitt erhielt er in der regulären Saison 19:57 Eiszeit, die in den Playoffs im Schnitt auf 21:22 raufging. Nun kämpft er in seiner zweiten Weltmeisterschaft um weitere Ehren nach dem Silber mit Frölunda und den Spengler Cup 2023 mit Davos. Diese Weltmeisterschaft ist für ihn ein weiterer Meilenstein, und es bleibt spannend zu beobachten, wie er seine Entwicklung auch in Zukunft vorantreibt.

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